Die Ausstellung

Abrahams Schoß

mündlichen überlieferungen zufolge befand sich im haushalt meiner urgroßeltern in dortmund ende der 30er jahre im eßzimmer ein polstersessel, der im familienjargon „abrahams schoß“ genannt wurde.

‚abrahams schoss‘ beschrieb dabei zum einen den umstand, dass dieser sessel mit seinen hochgezogenen armlehnen meiner grossmutter und ihrer schwester eine kindliche geborgenheit bot, wenn sie in ihm saßen. zum anderen war der vorbesitzer des möbels ein jüdischer mitbürger – ob nachbar, bekannter, freund oder enteigneter und deportierter besitzer, läßt sich nicht mehr festestellen. auf mehreren fotografien lässt sich ein sessel ausmachen, auf den diese beschreibung passt. der sessel kann von ausstellungsbesucherInnen genutzt werden, um ausschnitte aus der bandaufnahme mit meiner großmutter aus dem jahr 1993 anzuhören.
die gespräche entstanden im rahmen eines privaten gesprächs
beim betrachten von alten sw-fotos und thematisieren u.a. den Kriegshilfsdient und den reichsarbeitsdienst.

der scherenschnitt: in bester romantischer tradition aus der idylle des jahres 1940. womöglich ein geschenk des verlobten und später 1. gatten meiner großmutter.

stein in holzschale: laut erzählungen meiner grossmutter handelt es sich um das spielzeug des hundes meiner urgrosseltern. in der ausstellung wird er zum stein des anstosses. zum ersten stein, der 2019 schon längst wieder geworfen wurde.


herr penschuck